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von doubledown
Ja, das mit dem Studieren ist schon so eine Sache...
Studieren kann man aufgrund verschiedener Motivationen. Idealismus ist sicherlich eine. Habe bisher mehrere Leute kennen gelernt, die schon vor dem Antritt ihres Studiums wussten, dass sie zu 99,9% keinen Job mit ihrem Abschluss bekommen würden. Sie tun/taten es einfach, aus Interesse, für sich selbst. Einer hat nach dem Studium dann noch eine Ausbildung gemacht und ist jetzt Fliesenleger mit einem Magister in Japanologie. Er ist voll zufrieden, da er eh immer schon ins Handwerk wollte - hat sich dann aber vorher die 5 Jahre Zeit genommen, das zu studieren, was für ihn wichtig ist. Die wenigsten Leute können das nachvollziehen, aber ich finde es absolut Ok, solange man einen Plan hat und weiß, warum man was wie macht.
Wohl die Meisten studieren das, was sie interessiert und was sie sich vorstellen können, den Rest ihres Lebens als Beruf auszuüben. Idealerweise hat man sich dann schon vor Beginn des Studiums über dessen Inhalte usw. informiert, ansonsten ist es sehr wahrscheinlich, dass man das Studium abbricht, oder aber unverhältnismäßig viel länger braucht als vorgesehen.
So gründlich man sich jedoch auch auf ein Studium vorbereiten mag, wirklich wissen, wie es später im Job zugeht, kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wenn man schließlich irgendwann ernste Zweifel an seinem Studiengang hat, so sollte man nicht lange zögern und diese Richtung nicht mehr weiter verfolgen.
Zu studieren, weil man meint, studieren zu müssen, ist genauso hohl, wie nur des großen Geldes wegen studieren zu wollen. Letzteres bietet natürlich einen guten Antrieb für die Leute, die dies tun, allerdings sind die meisten leider dem Irrtun erlegen, dass man das entsprechende Fach einfach studiert, eine Bewerbung schreibt und dann für den Rest seines Lebens richtig Kohle verdient. Andere stellen fest, dass der Boom in ihrer Branche rückläufig ist, aus der Traum...
Viele unterschätzen auch die Arbeit, die man später im Job aufbringen muss. In der Industrie oder generell in der freien Wirstschaft herrscht ein eisiges Klima und "dog eat dog" ist an der Tagesordnung. Entweder man ist extremst gut oder man ist bereit einen Großteil seiner Freizeit aufzugeben, dann winkt das richtig große Geld. Nicht jeder ist dafür gemacht (Gott sei dank).
Was Kuh vorhat, ist auch völlig OK, solange sie sich an ihren "Plan" hält und nicht ins 'geisteswissenschaftliche Partynirvana' abdriftet. Gerade in der Journalistenbranche finde man wenige, die wirklich ein Studium voll durchgezogen haben, warum auch? - Es geht vor allem darum, dass jemand möglichst breitgefächertes Wissen hat und sich vor allem schriftlich gut ausdrüclen kann. Wer weiß, vielleicht gefällt es ihr ja auch an der Uni und sie wird Professorin für Philosophie...
Letztendlich kann man mit jedem Studium irgendwo unterkommen - man muss sich nur richtig verkaufen können. Selbst jemand der Revolutionsethik an einer Uni auf Kuba studiert hat, wird, wenn er es richtig angeht, irgendwo unterkommen. Ob es dann ein Traumjob ist - wahrscheinlich nicht.
Es stimmt zwar auch, dass in vielen Bereichen 'Zeit Geld ist', was heißen soll, dass man nur Chancen hat, darein zu kommen, wenn man möglichst schnell mit dem Studium fertig wird, aber das ist auch nicht universell richtig. In den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau, alles was mit Mathe/Physik zu tun hat, kommt man auch mit Anfang 30 noch gut rein, wenn man gut ist. Man muss halt nur Jobinterview plausibel darlegen können, warum man so lange gebraucht hat.
Das schwierigste am Studieren ist, am Ball zu bleiben. Alles andere kommt dann von selbst.
@Safe: Chemie, Biologie?
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