Warum reg ich mich eigentlich auf?

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Bild.de hat geschrieben:16 000 Seiten in 27 Aktenordnern. So umfassend sind die Ermittlungsakten des Amoklaufs von Winnenden (Baden-Württemberg). Dort erschoss am 11. März 2009 der 17-jährige Tim K. 15 Menschen, überwiegend junge Mädchen, mit der Pistole seines Vaters und verletzte elf, bevor er sich selbst auf dem Hof eines Autohauses in Wendlingen mit einem Kopfschuss tötete.

Diese Akten sind mehr als ein Berg von Papier. Daraus und aus jetzt bekannt gewordenen Zeugenaussagen lässt sich ein Leben voller Hass und voller Verzweiflung rekonstruieren, voller geheimer Perversion und der Suche nach menschlicher Nähe.

Sie belegen auch das Versagen von Tims Eltern, die das Wuchern des Wahns in ihrem Sohn nicht wahrhaben wollten, und von Psychiatern, die ihn ein halbes Jahr vor dem Massenmord untersuchten und „keine akute Eigen- und Fremdgefährdung“ feststellten. Sie hatten seine Zeichen nicht verstanden.

Nur wenige Stunden vor dem Mord hockte Tim zu Hause vor seinem Computer und schaute sich sehr spezielle Pornos auf der Seite freudbox.com an. Er bevorzugte „Bondage-Szenen“, wie die Polizei feststellen konnte, Fotos und Filme, in denen Mädchen Männer quälen und demütigen.

Der renommierte Jugendpsychiater Professor Dr. Reimar du Bois, Autor des Buchs „Jugendkrisen“, schreibt in seiner Bewertung von Tims Krankenakte: „Im Bewusstsein, dass er die Frauen, die ihn sexuell quälten und erniedrigten, irgendwann bald dafür bestrafen werde, konnte er die masochistische Unterwerfung riskieren.“

Tim, der im realen Leben ein schüchterner Einzelgänger war, in der Realschule nur unter größten Mühen mitkam, zitterte, wenn er gefragt wurde, und nach Aussage einer Lehrerin insbesondere von Mädchen an seiner Schule gemobbt wurde, driftete immer mehr in eine Wahnwelt ab.

Anfangs war ihm das wohl selbst bewusst. So bat er seine Eltern um eine jugendpsychologische Untersuchung. Ende 2006 gab er bei Google die Wörter „Psichsch Krank“ ein. Etwa ein Jahr vor dem Amoklauf legte er seiner Mutter einen Bericht über „bipolare Störungen“ vor, ein anderes Wort für „manisch-depressive Erkrankungen“.

Ende April 2008 berichtete er einer Jugendtherapeutin im Krankenhaus Weissenhof in Weinsberg von dunklen Gelüsten, Menschen zu ermorden, er sei besessen von „Wut, Hass auf die Menschheit“. Durch Computerspiele wie „Counter-Strike“ (virtuelle Elitepolizisten kämpfen gegen Terroristen) könne er sich jedoch abreagieren.

Bei einem Satzergänzungstest setzte Tim den vorgegebenen Satzanfang „Das Leben ist...“ so fort: „...im Prinzip kurz, wenn man es mit der Dauer des Todes vergleicht“ und charakterisierte sich selbst als „einer, der zu den Besten gehört“.

Die Therapeutin urteilte in ihrem Gutachten, Tim habe, seine aggressiven Gefühle im Griff. Die Eltern waren beruhigt.

Ein Irrtum, ein 16-fach tödlicher Irrtum.

Gutachter du Bois spricht von einer „Fehleinschätzung“, die jedoch „auf gut nachvollziehbaren und korrekten fachlichen Überlegungen“ basiere. Jedem Fachkollegen könne das passieren. Eine erschreckende Erkenntnis!

Noch während der Therapie begeisterte Tims Vater Jörg seinen Sohn für Waffen, was die Therapeutin freilich nicht erfuhr. Immer mehr Zeit verbrachte Tim nun auf dem Schießstand des Schützenvereins, schoss mit Vaters Beretta. Er schoss immer besser, konnte schneller nachladen als sein Vater.

Am 23. Januar 2009 betraten Vater und Sohn ein Waffengeschäft. Der Vater bestellte 1000 Patronen Kaliber 9 mm, der Sohn bezahlte. Angeblich, so gab der Verkäufer später zu Protokoll, sei das ein Geburtstagsgeschenk für den Vater gewesen.

Die Pistole verwahrte der wohlhabende Unternehmer zu Hause im Kleiderschrank im Schlafzimmer auf, nachlässig verborgen hinter Pullovern.

Zur Therapie ging Tim da schon nicht mehr, dafür um so öfter zum Schießen. Möglich sei, analysiert Professor du Bois in seinem Gutachten, dass die Sitzungen in Weinsberg das Gegenteil dessen bewirkt hätten, was sie erreichen sollten. Die Suche nach „delinquenten Lösungen“ habe vermutlich auf Tim eine „befreiende Wirkung“ gehabt. Er habe begonnen, „sich mit der Realität zu beschäftigen.“

Die Realität, das war nicht mehr „Counter-Strike“ auf dem flimmernden PC-Bildschirm, das waren nicht mehr Seiten mit den Berichten über die Amokläufer von Erfurt, Emsdetten oder Littleton, nicht mehr die Sado-Maso-Pornos mit gequälten Männern, sondern Töten.

In dieser Phase wollte er auch nichts mehr mit seinem Freund zu tun haben, mit dem er zuvor häufig „Counter-Strike“ gespielt hatte. Du Bois vermutet, Tim habe nun die Grenze eines Spielers überschritten. Seine neuen Pläne konnte
er „nicht mehr mit einem anderen Menschen teilen“.

Auf ein Blatt Papier, das die Polizei in seinem Zimmer sicherstellte, hatte Tim den dunklen Satz geschrieben: „Es gibt zwei Behauptungen, warum es solche Menschen gibt. Die einen sagen, man wird so geboren, die anderen sagen, man wird zu dem gemacht. Die Wahrheit ist, diejenigen haben es schon von Geburt an in sich, es kommt jedoch nur raus, wenn das Gemachte hinzukommt!“

Was ist „Es“ in dieser Selbstanalyse? Es, das ist das Böse. Wie in Stephen Kings Horrorroman mit dem Titel „Es“.

Der Amoklauf selbst, der am Morgen des 11. März kurz nach 9 Uhr in der Albertville-Realschule begann, unterteilt sich für Professor du Bois in zwei Phasen. Wie so oft bei „Counter-Strike“ am PC gesehen, mordet Tim seine Opfer kalt wie ein Berufskiller mit Kopfschüssen. Was danach kommt, die Flucht aus der Schule, die Geiselnahme eines Autofahrers, die Irrfahrt entspricht dem Spiel „Far Cry 2“, der Überrumpelung des Feindes mit List und Tücke.

„Far Cry 2“ hatte Tim von seiner Mutter zu Weihnachten geschenkt bekommen, seinem letzten Fest.
Link (aber geht bitte nicht drauf -.-)

Ich weiß es nicht, warum ich das bei Bild aus den google.news gefischt hab ... bekommt ihr bei so texten/berichten nicht auch eine gewisse art von hass? und noch schlimmer dass so viele leute alles glauben was sie lesen ... bei der nächsten diskussion: "das hab ich gelesen ... das hängt damit zusammen ..."
können die nicht pleite gehen?
Die Angst vor langen Wörtern heißt Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie